Ironman Mallorca (27. September 2014)

(von Joe K) Nachdem ich verletzungsbedingt nicht bei der Challenge Roth im Juli an den Start gehen konnte, entschied ich mich kurz danach, bei der diesjährigen IM Mallorca Premiere zu starten. Das Rennen war restlos ausgebucht (3000 Athleten waren angemeldet) und ich freute mich auf den Kurztrip auf die Baleareninsel. Die Veranstaltung war am Samstag, den 27. September.

Gemeinsam mit einem Bekannten ging es am Do früh mit Airberlin ab FFT sehr pünktlich um 4:50 Uhr los. Ankunft 7:00 Uhr bei leicht regnerischem Wetter, doch die Aussichten versprachen top Wetter und 27 Grad Außentemperatur. Per Auto einmal quer über die Insel in den Norden nach Port Alcudia, wo ich bereits vor einigen Jahren beim IM 70.3 gestartet bin.

Der Veranstalter hatte im Verlauf des Jahres die Radstrecke nochmals verändert. Ursprünglich sollte die 70.3 Strecke einfach 2x gefahren werden, doch man entschied sich eine größere Runde (in Form einer 8) zu fahren. Da ich den Höhenmeter-Angaben von 1370m nicht so recht glauben konnte, hatte ich die Strecke über "mapmyride" aufgezeichnet und festgestellt, dass es eigentlich 1670Hm sein müssten. Da die Wassertemperatur seit Tagen bereits warm und stabil waren, ging es in den Triathlonforen in den Wochen zuvor auch schon um das beliebte Thema "Neoverbot". Und so sollte es dann auch sein !

Gestartet wurde in 3 Wellen. Um 7:30 Uhr zunächst ca 30 Profi-Männer, um 7:32 Uhr dann ca 20 Profi-Damen und um 7:35 Uhr der ganze Rest, leicht bekleidet in Badehose, Badeanzug oder regelkonformen Speedsuits. Die Bucht von Alcudia ist eine wunderschöne, windgeschützte und entsprechend flache Bucht, in der das Schwimmen einfach sehr viel Spaß macht. So gab es für mich auch nur die Option, ganz vorne in der 1. Reihe zu stehen und mit dem Startschuss ins Wasser zu sprinten. So wurden die ersten 25-30m schon mal ohne Kraulbewegung absolviert. Ich kam gut in meinen Rhythmus, zwischenzeitlich war's etwas enger mit kreuz und quer schwimmenden Athleten, dann ab der 2 Boje aber deutlich entspannter. Die erste Runde bis zum Landgang hat 2.500m, die ich nach 39 Min erreicht hatte. Damit lag ich schon deutlich schneller als erwartet im Rennen. Die 2. Runde mit 1.3k verlief ebenso problemlos und ich erreichte nach knapp 54 Min wieder festen Sandboden. Der Weg vom Strand zur Wechselzone hatte dann nochmals ca 200m.

Mein Griff zum Beutel mit der Startnummer 2031 erfolgte rasch und ich saß im Wechselzeit. In dem Moment, als ich den Schwimmanzug abgestreift hatte, bemerkte ich den vollen Beutel samt Radschuhe und Helm…. es war nicht mein Beutel. Also, wieder zurück und meinen Beutel geholt, der lediglich Wasserflasche (für evtl. sandige Schuhe oder salzigen Geschmack im Mund) und Riegel enthielt. Mein Rad stand gleich unmittelbar am Zelt, so dass ich auf dem Weg zum Radfahren und zurück leider die jeweils 500m mit dem Rad an der Seite zu bewältigen hatte.

Ich war sehr gespannt auf die Radstrecke. Die ersten Kilometer entlang der Küste in Richtung Can Picafort (S-O) sind flach und erlauben, gut in den Rhythmus zu kommen. Der Straßenbelag ist sehr gut und ich freute mich auf die erste Schleife, die mich nach ca 100km wieder nach Alcudia zurückführen sollten, ehe der Anstieg zum Kloster Luc über 600Hm und 20km Länge wartete.

Ich hatte mir eine Gesamtzeit von 5:15 Uhr vorgenommen, ließ es aber aufgrund der schnelleren Schwimmzeit etwas locker angehen. Mit 35-36km/h ging es - wohl auch mit leichtem Rückenwind - 10km flach dahin, ehe dann einige Wellen kamen, gefolgt von einem 7km leichten stetigen Anstieg zum Wendepunkt vor Arta (km 30km). Auf dem Rückweg konnte ich dann sehen, wie sich das Teilnehmerfeld schon deutlich verdichtete. Kein Wunder bei einer so großen Teilnehmerzahl ! Die Wettkampfrichter waren überfordert…. Nach einer schönen flotten Abfahrt machte die Radstrecke einen Linksschwenk in Richtung Süden, wo erneut ein Anstieg über 8km nach Petra wartete. Von dort, nach ca 53km und insgesamt 400 Hm, ging es laut Streckenbeschreibung von Ironman quasi nur noch runter bzw flach bis Can Picafort, dann weiter mit Umweg Sa Pobla nach Alcudia zurück. Allerdings kamen auf diesem Streckenabschnitt zu den bereits 400Hm nochmals 300Hm dazu und als wir endlich wieder die große Fanmeile an der Strandpromenade von Alcudia erreicht hatten, wusste ich noch nicht so recht, wie ich mich auf der Fahrt zum Kloster schlagen würde.

Die Auffahrt wurde leider zur großen Qual. Die Beine gaben nicht mehr viel her und so schlich ich Kilometer für Kilometer nach oben. Dort angekommen zeigte der Höhenmeter bereits 1300Hm und mich erwartete die kurvenreiche und technisch sehr anspruchsvolle Abfahrt über 10km nach Inca. Zwischen KM 145 und KM 150 folgte ein qualitativ sehr schlechter Streckenabschnitt mit einer Vielzahl von Schlaglöchern. Der Veranstalter hatte sich im Vorfeld dafür entschuldigt, aber ich hätte nie so eine Kraterlandschaft über Feldwege bei einem Ironman-Rennen erwartet. Zum Glück ging es ohne Panne weiter. Leider wollten meine Beine danach nicht mehr so richtig. Krämpfe in beiden Oberschenkeln waren die Quittung für die zügigen ersten 3 Stunden mit Schnitt 35.7km/h. Zu allem Überfluss kam jetzt der Wind auch noch von vorne, der bei der Fahrt durch das 4m hohe Schilf alles andere als willkommen war.

An der letzten Verpflegungsstation vor Alcudia stieg ich kurzerhand vom Rad, bediente mich ausgiebig an den Getränkeflaschen und nahm die letzten 25km bis zur 2. Wechselzone in Angriff. Nach knapp über 5:30h war Teil 2 geschafft.

Wie immer - wenn die Beine nicht so wollen - ist die Unsicherheit vor dem anstehenden Lauf doch sehr groß. Dennoch konnte ich ohne Krämpfe vom Rad steigen und machte mich nach leichten Dehnübungen im Umkleidezelt auf den Weg zum Marathon. Ich kam erstaunlich gut in den 5er-Rhythmus, doch nach 4km erschlug mich die Hitze. Meine erste Gehpause folgte schon bei der 2. Verpflegungsstelle. Da mein Magen mit der Laufbewegung nicht zurecht kam, versorgte ich mich zunächst nur mit Eis für die Kühlung, mit Wasser und etwas Cola. Doch kaum hatte ich das Laufen wieder aufgenommen, rebellierte mein Magen wieder und ich war zurück im Gehmodus. Es hatte mich noch nie so viel Überwindung gekostet weiter zu laufen und ich hatte noch über 4 Runden a 9km zu absolvieren. Erst in der 3. Laufrunde bei KM 20 und erkannter Verträglichkeit von Bananen (nach wie vor mit Combo Wasser, Cola, Iso, teilweise auch Red Bull) reifte mein Entschluss, die zweite Hälfte des Marathons mit soliden 5:30min/km durchzulaufen, um wenigstens noch unter 4 Stunden zu kommen. Aber ich hatte die Rechnung ohne meine Muskulatur gemacht. Bei KM 30 spürte ich eine leichte Zerrung in der linken Wade, was kurz später wieder den Gehmodus bedeutete. Meine 3 Versuche, bei Sanitätern Hilfe zu bekommen, verliefen förmlich "im Sand". So erreichte ich im Wechsel von lockerem Trab und Gehpausen nach 11:08h die Ziellinie. Es war ein harter Tag für mich. Doch finishen ist geil !

Fazit: Der Ironman Mallorca ist ein schöner und anspruchsvoller Ironman-Wettkampf. Wer sich in einem Triathlonjahr in Ruhe auf eine Langdistanz im Herbst vorbereiten will, ist hier richtig. An- und Abreise gestalten sich gewohnt problemlos und die Region ist perfekt auf Besucher eingestellt. Was das Sportliche angeht: dieses Rennen ist nichts für "persönliche" Bestzeiten. Diese Veranstaltung ist auch nichts für die, denen das verbotene "Windschattenfahren" ein Dorn im Auge ist. Denn fair gefahren sind auf Mallorca die wenigsten. Es muss einem einfach egal sein - dann hat man Spaß und freut sich über das Erlebnis Ironman !

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