Bruchköbel Quarterman (18. Juni 2017)

(von Silke S, Fotos Andrew S) Als Karsten, unser Abteilungsleiter, mich fragte, ob ich Lust hätte, als “Rookie” einen Bericht zu meinem ersten größeren Triathlon zu schreiben, dachte ich erst, daß das doch sicherlich keinen groß interessieren wird. Dann aber kam mir der Gedanke, daß heutzutage soviel ge-postet, ge-bloggt und ge-whatsApp wird, da könnte ich auch mal darüber Schreiben, wie es ist, als Grünschnabel sich auf einen “Quarterman Germany” vorzubereiten und durch zuziehen.

 Silke_Finish

Ja, ich weiß gar nicht mehr genau, warum ich mich im Herbst vergangenen Jahres dazu entschloss, in Bruchköbel beim Quarterman mitmachen zu wollen. Meine Schwimmkünste hielten sich trotz mehrerer (ich meine, es waren 4 á 10 Einheiten) Kraulkurse sehr in Grenzen und so was wie ein Rennrad hatte ich auch noch nie besessen. Gut, gelaufen bin ich schon immer und vielleicht dachte ich deshalb, weil ich ja schon viele Volksläufe gemacht habe, kann man auch mal so n Quarterman machen. Da muß man ja nur 10,5km Laufen!

 Stimmt, die Laufstrecke beim Quarterman ist nur 10,5km, aber davor gibt es noch 950m Schwimmen und 45km Radfahren zu absolvieren. So gegen Weihnachten dann kam mir langsam der Gedanke, daß eine 10,5km Laufstrecke in Ordnung ist, es aber im Triathlon mit den beiden anderen Disziplinen etwas anders aussehen könnte.

 Da ich wußte, wenn ich wirklich diesen Triathlon machen möchte, muß ich gezielt etwas tun, damit ich am Ende nicht mit Schmerzen, Jammern oder sogar Verletzungen da stehe.

Also fing ich am 19. Dezember an, nach Trainingsplänen meinem Ziel entgegen zu trainieren! Und das war mein Glück, denn die Pläne, die mir eine sehr liebe Vereinskollegin jede Woche neu schrieb, waren jedes Mal mit anderen spannenden Aufgaben versehen. Ich fing an, in die Welt der Triathleten zu rutschen.

 In mein Lauftraining kamen wieder Tempo- und Bergläufe vor, was ich schon lange nicht mehr regelmäßig gemacht habe, weil ich eigentlich mit meinen gemütlichen 10km-Läufen mit unserem Hund sehr glücklich war. Mit dem Rad gab es die verschiedesten Aufgaben, wie 5 Minuten hoher Widerstand, 6 mal Hühnerberg hoch und wieder runter rollen oder 8 mal 30 Sek. Vollgas. Ich besorgte mir sogar eine “Rolle” für schlechtes Wetter im Keller, auf die ich erst mein Einkaufsrädchen gesetzt habe. Dann sogar kaufte ich mir ein kleines Rennrad! Im Herbst davor dachte ich noch, so was braucht man doch net!!!

Im Laufe der Wochen merkte ich, wie sich meine Laufgeschwindigkeit deutlich verbesserte und das Rennradfahren immer runder wurde. Selbst mein regelmäßiges Krafttraining fing an, Früchte zu tragen, aber mit dem Kraulschwimmen wollte und wollte es nichts werden.

Ich muß sagen, für mich ist Schwimmen einer der härteste Sportarten und hier hatte ich wieder Glück, daß ich mich der Triathlongruppe angeschlossen hatte, denn Gruppenzwang kann manchmal sehr effektiv und hilfreich sein! Das Schwimmen war nicht einfach und auch oft frustierend, den im Fun-Ball gibt es sehr viele, sehr,sehr gute Schwimmer. Ich bin mit Abstand die schwächste Schwimmerin in dieser Gruppe, aber ich habe nie das Gefühl bekommen, nicht willkommen zu sein! Im Gegenteil, die Athleten haben mich immer wieder motiviert und gesagt, ich soll bloß am Ball bleiben, es wird schon werden. Na ja, dachte ich, denn Trainingserfolge wollten sich einfach nicht einstellen. So beschloß ich irgendwann, einfach Geduld zu haben und zu den Trainingseinheiten stur hin zugehen. Denn dann könnte ich mir in Bruchköbel nach dem Wettkampf nicht vorwerfen, ich hätte nichts oder zu wenig gemacht.

 Meine Trainingspläne ratschen nur so durch. Die Zeit flog und so gingen die Monate dahin. Meine Radtouren wurden immer länger und ich habe mich sogar mal Sonntags morgens um 8 Uhr (oder sogar 7.30 Uhr?) mit der Gruppe zum Radfahren durch die Wetterau getroffen! Auch etwas, von dem ich noch 6 Monate vorher dachte, daß mir das mit Sicherheit nie passieren würde. Aber, es macht einfach Spaß und die Einheiten haben sich immer sehr kurzweilig angefühlt.

 Anfang Mai fuhr ich nach Fulda, um dort bei einer Sprint-Distanz, also (zum Glück nur) 500m Schwimmen, 25km Radeln und 5km Laufen teilzunehmen. Das sollte ich als Vorbereitung machen. Nachdem ich die Schwimmdisziplin hinter mich gebracht hatte, war es ein schöner Wettkampf mit einer tollen Athmosphäre und wunderbaren Kulisse. Ich war noch nie in Fulda und so nutze ich die kurze Laufstrecke auch als Sight Seeing. Mein Ergebnis am Ende war okay…. meine Schwimmzeit hatte viele Minuten mehr gekostet, als 90% des gesamten Frauenfeldes… Dafür war ich recht glücklich mit meinem Lauf und die Radzeit war auch gut.

 Nach Fulda wußte ich ungefähr, wo der Hammer bei einem Quarterman hängt. Ich hatte noch 6 Wochen bis zu meinem großen Tag und ich fing an, öfter alleine ins Schwimmbad zu gehen oder mit meinem Mann zu radeln, obwohl der mir viiiel zu schnell ist und zu lange auf dem Ding hockt.

Ich überlegte, wie lange ich wohl für die Quarteman Distanzen bräuchte und schätze, daß 3:30 Stunden okay ist, ich aber happy mit 3:15 Stunden sein werde.

Eine Woche vor dem Wettkampf radelten wir nach Bruchköbel, damit ich mich mit der Radstrecke vertraut machen konnte. Mein Mann war so lieb, den Rundkurs für mich auf seinen Radcomputer herunter zu laden. Ich war heil froh, daß er das machte.

Auf der Strecke dann kamen uns ganz offensichtlich einige Triathleten immer entgegen und ich fragte Andrew, ob wir den Rundkurs vielleicht anders herum fahren sollten. Andrew aber sagte total überzeugt, daß er genau geschaut habe und auch sein Radcomputer es so anzeigen würde, daß wir richtig herum fahren würden. Nun gut, dann folgte ich ihm weiterhin. Die Triathleten grüßten uns dann schon und mir schwarnte bereits etwas…

Zu Hause dann, sagte Andrew, daß er ja wirklich “ ´n Depp” sei, der Rundkurs war doch in die anderen Richtung……… Wir haben gut gelacht, denn sowas passiert wirklich nur einem “Rookie”.

 Am Sonntag, den 18. Juni um 11.20 Uhr hatte ich dann meinen Start beim Quarterman 2017 in Bruchköbel. Ich war sehr aufgeregt und hatte schon am Tag zuvor meinen Starterbeutel abgeholt, um auch ja die 2 Sticker ohne Zeitdruck an mein Rad und auf meinen Helm zu kleben. Mein Mann hatte mein Rennrädchen überprüft und ich packte meinen tollen Triathlon Rucksack mit allem nötigen in mindestens doppelter Ausführung. Ich ging sogar nochmal nochmal los, um mir von meiner Vereinskollegin ihrer Mutter (sie selbst hatte gerade den 5. Platz in IM Cairns/Australia belegt und war noch dort) 2 Energieriegel, die super klasse sein sollten, geben zu lassen.

Silke_swim

Die Schwimmdisziplin brachte ich in erstaunlich (für mich) kurzen 22 Minuten hinter mich und dabei muß ich erwähnen, daß ich wohl schneller hätte durch sein können, hätten die Herren, die mit mir geschwommen sind, nicht so auf toll gemacht. Denn man bespricht sich in der Bahn zu beginn, wer welche Zeit benötigt und dann reiht man sich ein. Ich habe natürlich gesagt, daß ich lahm bin, aber die waren noch langsamer!!!! Keine halbe Bahn und ich war meinen Vordermann auf-gekrault!!! Der lschwamm Brust und ließ mich aber nicht vorbei. Bei der 3. Bahn packte mich die Wut und ich überholte ihn volle Kanne mit Kraulschwimmen!!! Leider nur, um dann festzustellen, daß der Mann vor ihm auch nicht sonderlich flott unterwegs war….

Silke_T1

Mein Wechsel vom Schwimmen zum Rad ging recht flott. Ich hatte mir meine Sachen strategisch gut hingelegt und konnte somit recht zügig mit meinem Rad los.

Silke_Bike1

Die Radstrecke war toll und ich fand heraus, daß unsere falsch herum gefahrene Strecke schwieriger war, als die eigentliche Wettkampfstrecke. Die 4 Runden waren so schnell abgefahren und es hatte mir riesigen Spaß gemacht. Vor allem war es ein tolles Gefühl, wenn ich einige Athleten am Berg überholen konnte. Da hat sich das Training am Hühnerberg ausbezahlt.

Silke_Bike2

Völlig happy ging ich dann in die Wechselzone, um mich für das Laufen zu rüsten. Ich brauchte ewig mit dem Schnüren der Laufschuhe und gerade als ich los wollte, fiel mir auf, wie unordentlich mein Platz aussah. Also stellte ich nochmal meine Radschuhe schön ordentlich hin, sortierte Sonnencremes, schob dem Nachbarn seine Sachen zurecht und als ich dabei war, mein Handtuch zu falten, fragte ich mich, was ich eigentlich hier tue??????? Ich wollte doch losrennen!!!! Ich schmiss das Handtuch hin und mußte erstmal selbst über mich lachen. Wie bescheuert, da habe ich in der T2 angefangen, aufzuräumen! Auch wieder etwas, was nur einer blutigen Anfängerin passiert.

Silke_Run1

Das Laufen dann war heftig. Ich hatte mich so darauf gefreut, aber mittlerweile war es super heiß und der Rundkurs bot keinen Schatten und war obendrein noch langweilig. Ab Kilometer 6 hatte ich dann keine Lust mehr, aber da dachte ich dann, jetzt kannst du auch weiterlaufen, dann nach Hause mußt du sowieso. Viele gingen bereits die Strecke und ich aber nicht, denn mein Training machte sich auch hier bezahlt. Zwar wurde ich immer langsamer, aber ich kam an!!!!

Silke_Finish2

Super erleichtert, sehr stolz und unendlich glücklich kam ich nach 3:09:55 Stunden ins Ziel, wo meine beiden Kinder und mein Mann mich feierten.

 Es war wirklich ein toller Tag und die Länge der Distanzen war für mich perfekt. Ich wüder gerne im nächsten Jahr wieder dabei sein.

Dank an Katharina, die mir jede Woche verschiedenste Aufgaben gegeben hat, bei denen mir nie langweilig wurde. Deine Trainingspläne sind eine klasse Vorbereitung und durch diese konnte ich den Tag auch genießen.

 Ein großer Dank geht an Karstens Truppe nochmal. Wie gesagt, ich hatte nie das Gefühl, zu schwach für das Schwimmtraining zu sein. Außerdem habe ich über eure WhatsApp-Gruppe viel gelernt, manchmal geschmunzelt und auch gut gelacht.

Ich werde weiterhin zu Eva´s und Phillip´s Schwimmen gehen und stur mitmachen! Die Trainingspläne behalte ich auch. Mal sehn, wann sich das erste Mal was wiederholt ;).

3xSilkeTri

 

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Kommentare

Marina

Klasse Bericht - tolle Entwicklung!

Es ist einfach immer wieder schön zu sehen, wie eine heiße Triathlon-Liebe entfacht :-)

Wir sehen uns im Ziel!

Viele Grüße

Marina

Markus D.

Toller Bericht. Er zeigt, dass man mit Disziplin, dem Glauben an sich selbst und der Freude am Triathlon-Sport seine persönlichen sportlichen Ziele erreichen kann, unabhängig von der Distanz. Vielen Dank.

Markus D.

Jürgen

Gratulation zu der tollen Leistung. Sehr schön geschriebener Bericht.
Vor zwei Jahren war der Quarterman meine Triathlon-Premiere und ich hatte ziemlichen Bammel davor. Aber mit guter Vorbereitung schafft man das. Und durch die gute Atmosphäre mit und Motivation durch die anderen Triathleten macht das Ganze auch noch viel Spaß. Bleib' auf jeden Fall am Ball und Du wirst noch viel Freude daran haben.

Inga

Es hat Spaß gemacht, deinen Bericht zu lesen :-)
Tolle Leistung! Wer weiß, vielleicht werde ich dir doch noch folgen....
Gruß von nebenan, Inga

Karsten

Super Leistung, toller Weg den du gegangen bist, ich hoffe dass dir der Spass am Sport noch sehr lange erhalten bleibt!!! Tolles Vorbild, egal wo man sportlich steht!