Workshop "Tauchen ohne Flossen" (18. Januar 2016)

(von Karsten K) Im kalten Januar, noch lange vor der nächsten Triathlonsaison, war es mal wieder Zeit über den Tellerrand hinauszuschauen. Dazu haben wir uns Andreas Manger eingeladen, Freitaucher und Flossenschwimmer, in Hessen und Deutschland ganz vorne mit dabei. Wohnhaft in unserem Trainingsort Bad Vilbel war er schnell bereit, uns in ein paar Basics des Freitauchens einzuführen ...

Andreas ist "International Freediving Instructor" bei AIDA, siehe www.aidainternational.org/freediving . Hat übrigens nichts mit Kreuzfahrten zu tun ... :-)

Er nimmt regelmäßig an Meisterschaften im Flossenschwimmen teil und konnte 2015 mehrere deutsche Meister- und Vizemeistertitel in der Altersklasse "Masters A" erringen, von Titeln auf Hessenebene ganz zu schweigen.

Der Fokus am 18.1.2016 lag für die Triathleten zunächst auf einer verbalen Einführung:

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Der Meister erklärt entspannt, die Kandidaten (insgesamt ca 25) schauen noch etwas skeptisch.

(1) Vor dem Tauchen:

- Tiefes und langsames Ein- und Ausatmen in den Bauch. Merke: Beim Einatmen steigt der Puls, beim Ausatmen sinkt er. Wenn langsamer aus- als eingeatmet wird, sinkt der Puls und Entspannung stellt sich ein.

- Sicherstellen dass der letzte Atemzug vollständig und tief ist, erst in den Bauch, dann in die Lunge, dann in die Lungenspitzen.

(2) Tauchen:

- Abstoßen von der Wand

- Körperspannung!!! Nur wenn der Körper in sich stabil ist und in gerader Linie im Wasser liegt gleitet man so weit wie möglich. Arschbacken zusammen => Beine auf Linie

- Armzug: eng am Körper, lange gleiten. Arme eng an der Brust nach vorne bringen.

- Die Luft wird während der gesamten Tauchphase angehalten!

- Wende: Möglichst nahe an die Wand schwimmen, mit einer Hand die Wand berühren, seitlich drehen, erneut abstoßen.

- pro 25m-Bahn 3-4 Arm/Beinzüge, ergo lange Gleitphase

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(3) Auftauchen:

- zunächst kurz aktiv einatmen, dann erst passiv ausatmen

- dies wiederholen, bis eine entspannte und "normale Atmung" wieder möglich ist

Und so sieht es aus wenn ein geübter Freitaucher unterwegs ist: youtu.be/WXPd9OtW6io

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Sicherheit hat beim Tauchen Priorität:

- NIEMALS alleine tauchen

- Maximalversuche nur mit Aufsichtsperson am Beckenrand! Oder: Eine Person sichert den Taucher im Wasser mit Schwimmbrett und Flossen

- nicht Hyperventilieren, also ganz schnell ein- und ausatmen vor dem Tauchen. Dies senkt zwar den CO2-Gehalt im Blut, wodurch jedoch die Vorwarnung zum Blackout im Körper unterdrückt wird, was zu lebensgefährlichen Unfällen führen kann.

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Weitere interessante Fakten:

- Weltrekord Streckentauchen ohne Flossen: 232m, mit Flossen: 281m

- Weltrekord Luftanhalten: 11:35min

- eingeatmete Luft hat ca 21% Sauerstoff und 0,04% CO2

- ausgeatmete Luft ca. 17% Sauerstoff und 4% CO2

- Der CO2-Gehalt ist beim Ausatmen ungefähr 100-fach erhöht, CO2-Toleranz kann durch Luftanhalteübungen gesteigert werden, auch schwimmen mit 'Atemnot', zB 5er, 7er, 9er Armzug, nach Wende lange Tauchphase, 25m schwimmen normal, dann sofort tauchen so weit es geht, etc.

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Was können wir Triathleten vom Tauchen lernen:

- Wasserlage/Körperspannung: Wie auf dem Video zu sehen dauert die Gleitphase nach dem Abstoß beeindruckende 10m! Mit anständiger Wasserlage ist folglich auch für den Schwimmer eine Fortbewegung mit geringerem Wasserwiderstand möglich. (vgl. dazu auch nochmal die kleine Analyse aus dem letzten Winter, bei der die Frage beantwortet wurde ob es leichter ist schneller zu werden durch bessere Wasserlage oder durch gesteigerte Kraft: triathlon.funball-dortelweil.de/berichte/allgemein/show/1390/Schwimmtraining_Winter_14_15_14._Oktober_2014/ )

- CO2-Toleranz: Der Atemreiz wird durch CO2-Überschuss ausgelöst und nicht vom Sauerstoffmangel. Wer mehr als 25m tauchen kann, schafft es auch zB 5er-Zug über eine gewissen Strecke zu schwimmen. Stichwort Bewegungsökonomie oder gleiche Leistung bei weniger Energieeinsatz.

- 50m+ sind möglich, wie zunächst von ThomasP angenähert auf ca 45m, dann von Torsten mit ca 57m bewiesen. Chapeau!

- Beinarbeit: Der Workshop hatte den Fokus "ohne Flossen", beim Flossentauchen kommt der Vortrieb dann jedoch ausschließlich aus den Beinen, da wäre für uns Schwimmer/Triathleten auch noch einiges zu lernen und zu verbessern.

- Atmung: Mit der richtigen Atemtechnik kann man seinen Puls senken.

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Mal sehn was die Unterwasseraufnahmen hergeben, die werden aktuell noch gesichtet ...

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