Zermatt Ultra-Marathon (3. Juli 2021)
Denn auf den letzten Kilometern müssen noch fast 400 Höhenmeter überwunden werden, bis das Marathonziel auf 2.585m ü.M. auf dem Riffelberg erreicht ist. Wenn die Läuferinnen und Läufer des Zermatt Marathons bei der Kapelle auf dem Riffelberg das Ziel bereits in Griffnähe haben, haben die Ultra Zermatt Marathon-Läuferinnen und –läufer noch exakt 3,4 km und happige 514 Höhenmeter vor sich. Die Aussicht auf dem Gornergrat, auf 3.089 m.ü.M. ist einzigartig.
So die Beschreibung des Veranstalters und hoch auf den Gornergrat sollte es gehen, in neuer Bestzeit und in die Top Ten. So meine Vorstellung im Oktober letzten Jahres. Ein Trainingsplan war schnell erstellt und der Sylvesterlauf in Rodenbach zeigte das alles nach Plan verläuft. Bis Ende Februar, dann folgte ein Sturz beim Inlinern – Schulter angebrochen. Es folgten 10 Wochen Pause und Ruhe. Die anschließende Wideraufnahme des Trainings gestaltete sich schwierig und wollte so gar nicht funktionieren. Laufen war okay, Radfahren ging so und schwimmen ist bis heute schwierig. Ich gab meinen ambitionierten Plan auf und wollte wenigstens ins Marathon-Ziel kommen.
Zusammen mit meiner Tochter Lorena reiste ich einen Tag vor dem Lauf an. Corona gab auch hier den Takt an und so lief einiges anders als gewohnt. Das brachte uns auch Sicherheit, da alle kontrolliert wurden und das 3x. Anschließend besichtigten wir die Strecke. Das Matterhorn und die übrigen 29 4.000ter zeigten sich wolkenfrei dazu Murmeltiere ohne Ende am Marathon Ziel. Unterwegs nach oben legten wir die Betreuungsstandorte fest. Wir planten einen Lauf um die 7 Stunden mit Marathon Ziel wenn möglich auch Ultra Ziel. Es sollte alles ganz anders kommen.
Am nächsten Morgen war es dann soweit. Mein Startslot war um 08:19 Uhr und pünktlich erfolgte der Startschuss. In meiner Gruppe waren alle direkten Konkurrenten aus meiner Altersklasse. Bis kurz vor km11 in Randa hatte ich Begleitung eines waschechten Kölsche Jung und viel Spaß. Nach der Verpflegung zog ich alleine weiter über Täsch nach Zermatt. Kurz davor hatte ich bei km 17 meinen Tiefpunkt und wollte nur noch nach Hause.
In Zermatt angekommen passierten wir die Halbmarathonmarke und ab hier waren endlich Menschen an der Strecke die uns lautstark anfeuerten. Das hatte ich gebraucht.
Lorena wartete schon an der vereinbarten Stelle und versorgte mich mit allen wichtigen Informationen. Die Strecke führte noch etwas durch den Ort um abrupt in den 9km langen Aufstieg zum Grünsee über Sunnega zu münden. Ab hier waren es Steigungen zwischen 8 und 15%.
Endlich kehrte das Leben in meinen Körper zurück und zusammen mit 4 anderen Läuferinnen und Läufer konnten wir fast die gesamte Strecke durchgängig laufen. Von km 34 bis 39 folgte ein Flachstück bis zur Riffelalp. Ab da wird es dann richtig steil und man läuft die schwarze Piste bis auf den Riffelberg. Mein Körper signalisierte volle Leistungsbereitschaft und ich legte ein wenig zu. Auch auf diesem folgendem Teilstück konnte ich wie zuvor im Anstieg Boden gutmachen und mich durch das Läuferfeld nach vorne schieben. Unterhalb vom Riffelberg traf ich wie verabredet wieder auf Lorena die meine Zwischenzeiten richtig deutete und sich somit schneller als geplant durch den Berg bewegen musste. Erneut versorgte sie mich mit Informationen, hielt Kleidungstücke (es war kalt und der Regen kam näher) und Verpflegung parat. In Anbetracht der völlig unerwarteten Laufleistung bis hierher nahm ich das Ultra-Ziel unter die Füße. Meine Bestzeit für die letzten 3,4km lag bei 1:05 Std. Ich ahnte noch nicht, dass ich diese Zeit regelrecht pulverisieren würde. Läufer um Läufer kassierte ich ein und schob mich immer weiter nach vorne. Eine letzte Verpflegung und dann mit allem was noch im Körper ist ins Ziel. Mit nur 55min auf diesem Abschnitt schob ich mich ganz nach vorne. 6:03 Std., Platz 14 in meiner Altersklasse und 114 Gesamt war mein Endergebnis.
Damit habe ich meine eigene Bestzeit aus 2011 um 1min. unterboten. Ich verpflegte und erholte mich etwas.
Anschließend fuhren wir nach unten auf den Riffelberg. Ich nahm meine Tasche in Empfang und zog mich um. Wegen Corona gab es diesmal keine Duschen. Es folgte die Abfahrt nach Zermatt und weiter nach Täsch. Von da aus erfolgte die Heimfahrt mit dem Auto.
In der Berglaufszene schob ich mich mit diesem Ergebnis in meiner Altersklasse weit nach vorne. Nach der katastrophalen Vorbereitung und der angebrochenen Schulter kam das völlig überraschend für mich. Im nächsten Jahr ist der K68 beim Swiss Alpine in Davos geplant.
Alles rund um den Zermatt Ultra 2021 findet ihr hier: www.zermattmarathon.ch/index.php?id=163