Ötztaler Radmarathon (1. September 2024)

(von Patrick J) Nachdem ich einige Triathlons und das Radrennen am 1. Mai erfolgreich hinter mich gebracht habe und ich mich auf dem Rad immer stärker fühlte - haben mich diverse Berichte und die Neugierde dazu gebracht mich im Frühjahr 2024 zum 43. Ötztaler Radmarathon am 1.9.24 einer neuen Herausforderung anzumelden. Das Losverfahren war erst einmal gegen mich, aber Kopf nicht hängen lasse es gibt ja noch die Anmeldung über das Touristenbüro - mit Pflicht-Übernachtung - ein Monat später hat dies dann geklappt. Jetzt war es also an der Zeit sich über eine Vorbereitung auf das Rennen Gedanken zu machen...

Einige lange Ausfahrten haben sich mit diversen Triathlon-Ligawettlämpfen abgewechselt mit einer Unterbrechung durch drei Wochen Sommerurlaub. Anfang August bin ich dann einmal den "Feldbergkönig" der "Kettenhunde" mit fünf verschiedenen Anfahrten über insgesamt 3600hm und 180km gefahren. Es kamen leichte Zweifel auf ob das denn alles gereicht hat um 227km mit 5.500hm in einem Rutsch zu schaffen. Dann stand der Tag der Entscheidung vor der Tür. Bereits 3 Tage vorher bin ich in Sölden eingetroffen. Das Wetter war herrlich - still sitzen und ausruhen ging mal gar nicht! Also habe ich gegen besseres Wissen und jeden Ratschlag zwei Tage vor dem Rennen noch eine Tour zum Rettenbachgletscher mit 1440hm über 14km Anstieg bei 10-15% Neigung gemacht - ein kleiner Vorgeschmack auf die Strapazen des Rennens.

d5ee72eb-b136-4ff8-852a-99aafa2194ec

Am Renntag habe ich mich top gefühlt. Startaufstellung ab 5:00, ich habe mich um 5:30 eingereiht. Die Temperatur nach einem nächtlichen Gewitter optimal bei 14°, die Strasse trocken. Jacke und eine Zeitung als Windschutz für die Abfahrt zu Beginn habe ich nicht gebraut. Entspannt warte ich auf den Startschuss - hab mir eingeredet es sei wie eine RTF. Nach dem Startschuss pünktlich um 6:30 bin ich super motiviert um 6:33 über die Startlinie. Die ersten 30km nach Ötz gingen bergab und ich habe mich stetig nach vorne gearbeitet. Dann ging es zum Kühtai hoch 18 km mit 1200hm - ich habe schnell gemerkt dass meine Stärke in eher moderaten Anstiegen und Abfahrten liegt. Bei bis zu 14% Neigung habe ich bei ruhigem gleichmäßigem Tritt einen nach dem anderen an mir vorbei ziehen lassen.

2024_Oetztaler_07007Copyright Ötztal-Media

Den ersten Anstieg habe ich guter Dinge bald geschafft. Die Labestation (versorgungstation) auf dem Pass habe ich nicht aufgesucht und bin direkt weiter in die herrliche Abfahrt nach Innsbruck. Eine mentale Herausforderung waren die Weideroste in der Strasse bei deren Überquerung mir mit 90kmh ganz anders wurde. Nach der Ortsdurchfahrt Innsbruck ging es in Richtung Brennerpass mit einer überwiegend moderaten Neigung von bis zu 5%. Ich hatte das Glück eine tolle Gruppe zu finden und habe zügig den Brennerpass nach weitern 777hm erreicht.

Die Landschaft ist herrlich, es geht durch Wald an einem Gebirgsbach entlang - mal ein anderes Bild als über die Brenner-Autobahn. Die flotte Fahrt hatte Kraft gekostet und so habe ich die Labestation auf dem Pass gerne in Anspruch genommen und zügig ein Gel, ein Energy Drink, etwas Salz und die Flasche aufgefüllt um schnell weiter zu kommen.

Auf der angenehmen Abfahrt Richtung Sterzing vor dem Anstieg zum Jaufenpass konnte ich mich mit einigen anderen Fahrern im belgischen Kreisel fahren üben - was ein schnelles Vorankommen bedeutet, allerdings auch Kraft gekostet hat.

2024_Oetztaler_09443
Copyright Ötztal-Media

Ich schaue auf mein Uhr, 136km bei 4:30h - klasse, mehr als die Hälfte, ich bin super optimistisch und denke - jetzt nochmal 4:29 dann schaffe ich es in unter 9 Std. Schließlich der dritte Anstieg zum Jaufenpass, weitere 1030hm bei einer Strecke von 17km. Die HM schrumpfen sehr mühselig, ich werde wieder stetig überholt - behalte aber meinen ruhige gleichmäßigen Tritt bei - es kommt ja noch ein Anstieg also nicht zu viel geben. Schließlich ist auch der Jaufenpass geschafft. Auch hier ein kurzer Halt an der Labestation und Auffüllen der Getränke, Gel und etwas Salz. Vom Jaufenpass geht es anspruchsvoll bergab, die Strasse überwiegend erneuert und gut. Unten in St. Leonhardt ist die Temperatur gestiegen und liegt mit 30° für den Tag am höchsten. Jetzt kommt der letzte große und härteste Anstieg rund 30km mit 1750hm das "Monster" bis zum Timmelsjoch hoch.

Ich kurbel mich auch hier wieder stetig bergauf, die Höhenmeter fallen zermürbend langsam, dafür wird es mit jedem Höhenmeter wieder frischer. An der vorletzten Labestation nochmals Flüssigkeit aufgefüllt, ein Magnesium Fluid getrunken und gleich weiter, jetzt nochmal 800hm kurz an der allerletzten Labe ne Cola im Vorbeifahren geschnappt, jetzt nur nicht mehr anhalten. Es geht weiter, Wende für Wende, noch 3 km der Tunnel am Timmelsjoch durch die Bergspitze ist schon zu sehen, bald ist es geschafft.

8aafc272-a426-47d2-af73-5e412fec8139

Endlich ist der Tunnel erreicht jetzt geht es nur noch die letzten zwei km mit einem moderaten Anstieg bis zum Pass. Der Wind pfeift wie durch einen Schornstein durch den Tunnel und ich bekomme ein erstes Gefühl wie kalt die Abfahrt sein wird. Endlich ist der Pass erreicht.

7d5deba7-8b3a-4519-a847-57d23065f8e8

Die Straße fließt Wasser herunter, es muss gerade sehr stark geregnet haben. Jetzt nicht auf den letzten 27km noch etwas riskieren, ich lasse es vorsichtig rollen. Nochmal ein kleiner Gegenanstieg von 150hm fordert ein letztes mal die letzten Reserven danach heißt es mit voller Konzentration bis ins Ziel bergab. Ein letzter Sprint den letzten km durch den Ort und dann ist es geschafft 10:15:26h. Der Traum zu Finishen hat sich erfüllt :-) 

face0c25-94aa-49e5-919a-02a8c63e05de

Galerie