Danish Dynamite

"So, vier Rennen in sieben Tagen, das reicht jetzt und ich freue mich jetzt auf eine ruhige Tapering Woche in Richtung Wiesbaden", sagt Jochen "ToughStuff" Menzen und teilt hier die Erlebnisse seines Familienurlaubs mit der interessierten Multisports-Community:

1. Burgundia Sprint Triathlon
Montags abends 18.30 h ist eine ungewoehnliche Zeit fuer den Start eines Triathlons vom Teilnehmerfeldformat eines Quellentriathlons, egal, mal sehen was das so bringt. Anders als im beschaulichen BV stehen hier einige Raeder bereits auf der Rolle, wie vor dem Zeitfahrstart der Tour der France drehen sich die Beine in schneller Frequenz, iPod im Ohr und Schweiss tropft (!), waehrend ich frisch vom Strand mit meinem Leihrennrad in den Hafen von Hasle einrolle, wo der Start ist. Egal, erst mal angemeldet, Nr 43 mit Edding gebodymarkt, kurze daenisch-deutsch-englische Erlaeuterung von Strecke und Essentials, Sportskollegen aus dem local Radfahrverein begruesst, die ich bereits letztes Jahr kennengelernt habe und ab mit dem Rad in die T1 (eine Wiese, auf der man sein Equipment ablegt) und ab zum Schwimmstart. Der Loebsleder, der sodann selbst teilnehmen wird, erklaert kurz, dass das Hafenbecken zweimal zu durchschwimmen ist, zwei Bojen markieren die Wendepunkte, dann Radeln (just follow the signs) und laufen(just follow the red and white strips), ferner gibt er der Hoffnung Ausdruck, dass die eingeteilten Leute an den Wendepunkten stehen (daenischer Humor).

Der Schwimmstart im 18 Grad warmen Wasser in einem engen Korridor (eine daenische durchtrainierte Frau wies darauf hin dass nur Sissis hier einen Neo anziehen wuerden, ich bin natuerlich im Fun Ball Sailfish Einteiler geschwommen, will ja keine Sissi sein) hatte alles vom Langener Waldsee: es war eng, man konnte nichts sehen, ich habe richtig kraeftig einen Tritt bekommen, aber egal, Sprint ist Sprint, also Vollgas. Am Ende musste man mit total fertigen Armen eine Leiter auf den Steg klettern, dann hoerte ich ein vertrautes Geraeusch, Kuhglocken.

Ab aufs Rad, die Serpentinen vom Hafen hoch auf die Landstrasse und wieder alles raustreten, was geht (ist halt Sprint, furchtbare Distanz). Wellige 20 km spaeter habe ich eine Standortbestimmung, Platz 4 oder 5 (schwer zu sagen, da auch Staffeln dabei sind), eine laengere Duellsituation mit einem Daenen auf dem Rad hinter mir, die Gewissheit, dass am Wendepunkt jemand stand (der Verkehr wird kurz angehalten, damit wir Triathleten in Ruhe einen U Turn machen koennen) und dass Zeitfahrlenker Ihre Existenzberechtigung haben auf solchen Kursen.

Dankbar rolle ich die Serpentinen wieder runter und nutze das um endlich mal einen Wechsel mit Schuhaustieg vor T2 durchzuziehen....was klappt, so dass ich mich mit langen Schritten auf der Laufstrecke wiederfinde vor dem Duell-Daenen, Mist, verkehrt gelaufen (red and white strips, nicht red and white Baake, bin zwar nicht der einzige der falsch laeuft ( fuer ein paar Meter), aber egal, der Daene ueberholt, platzt aber kurz darauf.

Schmerzhafte 5 km bin ich immer noch als 4. oder 5. im Ziel, auch meiner Frau ist nicht ganz klar, bei wem es sich um Staffelstarter handelt, jedenfalls 3 Einzelstarzter koennen wir zuordnen, bei einem Laeufer sind wir nicht sicher. Nur der Sieg zaehlt, daher erhaelt auch nur der Sieger eine Trophaee (bzw wird erwaehnt) alle anderen sind aber mittlerweile im Ziel, entspannte Atmosphaere alle applaudieren den drei Siegern (Mann, Frau, Staffel), die Kollegen vom Radlverein weisen mich auf das am Mittwoch (also gestern Abend) stattfindende Radrennen hin und erklaeren mir, wann ich wo sein muss.

2. Slamrebergvej Radrennen
Bornholm ist nicht Daenemark, auf dieser Felseninsel gibt es ernst zu nehmende Anstiege. Eine Bergwertung der vierten Kategorie mit durchschnittlich 10 Grad auf 1km ist Kernstueck des 7 mal zu durchfahrenden Rundkurses von jeweils 7,2 km, in dem ich mich in der Startgruppe Super Motion/Elite (das bin ich zuletzt mit 21 Jahren auf dem MTB gefahren) auf leichten Druck der daenischen Kollegen eingeschrieben habe, Start 18.30 h am Abend. Ein junger Hollaender im Vereins- und Rabobank gebrandeten Dress (ich selbst trage rot weiss schwarz im niegelnagelneuen Fun-Ball Rad outfit) begruesst mich, ich sei offenbar auch kein Daene (ggfs koenne man ja im Peloton zusammenarbeiten), bei einem kurzen Gespraech erfahre ich, dass er auch im Urlaub ist, aber selbstverstaendlich mit seinem Rad, ohne dass er angabegemaess nirgendwo hinfaehrt.

Es geht los, Start ist easy, oben vom Berg die Rueckseite runter im grossen Feld, die erste Runde ist echt angenehmes Tempo im Peloton, bis wir den Berg erreichen, an dem eine Bergwertung auf jeder Runde ausgefahren wird. Uebermuetig sprinte ich mit, muss aber feststellen, dass die Jahre ihre Spuren hinterlassen haben und beschliesse, lieber die Triathlondiesellokqualiteten zu bemuehen, gegen 18-25 jaehrige Sprinter macht es wenig Sinn zu sprinten. Auf Runde 3 setzt sich eine Spitzengruppe von etwa 7 Leuten (inklusive des Hollaenders) bei der Bergwertung ab, ich finde mich zunaechst in der Verfolgergruppe wieder. Offenbar sind hier die aelteren Dieselloks wie ich, schnell sind wir uns einig darueber, dass wir mit staendigem Abwechseln in der Tempoarbeit zumindest wieder rankommen koennen, da die Jungs vorne vor den Bergsprints taktische Spielchen machen werden muessen. Meine Aufgabe ist der Berg, ich ziehe dort auf den jeweiligen Runden, sowie eine Gerade im Wind, die Kollegen machen ebenfalls ihren Teil, so dass es tatsaechlich gelingt, 1km vor dem Ziel (am Fusse des Bergs, dh, noch mal einen km bergauf Vollgas) die erste Gruppe einzuholen (herrlich, wir Verfolger schuetteln uns die Haende beim Erreichen der ersten Gruppe, mit Dank fuer die gute Zusammenarbeit), wohl wissend, das wir nach diesem Ritt wohl kaum den Schlusssprint vorne beenden werden, aber was soll's. Wir alle sprinten, was die mueden Beine hergeben, am Ende bin ich irgenwo im Peloton als 6. bis 8. insgesamt im Ziel, genaues Ergebnis, wenn ich das im Internet nachschauen kann (und ich bin froh, dass es ueberstanden ist).

Ein solches Radrennen ist jedes Mal wieder ein echtes Erlebnis und einfach etwas ganz anderes. Die Tempowechsel mit Windschatten und Taktikspielereien sowie das spontane Zusammenfinden von arbeitsteiligen Gruppen mit einem konkreten Ziel ist einfach grandios, Konzentration und Kopf sind ganz anders gefragt als beim kalkulierten Tempotreten, dafuer geht's zwischendurch auch mal entspannter ab...bis dann einer wieder Gas gibt...oder man den Kontakt zur Spitze verliert.

Im Ziel gibts dann soft drinks, Bananen und Aepfel oder Kuchen, die Sieger (auch hier nur der Erste, sowie der Sieger der Bergwertung) werden geehrt, es folgt der Hinweis an mich, wo genau am Sonntag der Duathlon stattfindet und ich moege doch um 09.30 h spaetestens da sein.

3. Granite Man Duathlon:
Samstag 7.8.2010: Nach 14 Tagen guten Wetters beginnt es abends auf der Rueckfahrt vom Hammerknuden, einer wunderschoenen Wanderung verbunden mit einer Bootstour in einige nur vom Wasser erreichbare Hoehlen leicht zu regnen.
Sonntag frueh, 7 h: Es regnet in Stroemen, ein kraeftiger Wind fegt durch die Baeume. Kaffee gekocht, ab geht es zum Start, 18 Grad zeigt das Thermometer. Eine Crosslauf-Strecke von etwas mehr als 8 km ist 2 mal zu durchlaufen, einmal in die eine, einmal in die andere Richtung, das zweite mal aber erst, nachdem man ein kleines Einzelzeitfahren ueber 70 km absolviert hat. Etwa 30 Starter haben sich trotz des heftigen Regens eingefunden, WZ ist ein Parkplatz am Rytterknaegten, dem hoechsten Punkt der Insel inmitten des wunderschoenen Almindinger Waldes.

Start, der erste Lauf geht los, mein erster Duathlon, einige Male bin ich in den letzten Monaten mal vor dem Radeln gelaufen, daher ist mir klar, dass man hier erst mal nicht das Pulver verschiessen sollte. Es geht nur auf und ab, ueber verschlammte Wurzelstrecken (ich habe stabile Laufschuhe an), Felsen hoch und runter, Waldwege, .....

Ein Laeufer, der 22 jaehrige Casper Skovgaard, amtierender Graniteman und auch heute der spaetere Sieger (wie sein Vater mir spaeter erzaehlt war Casper im daenischen Triathlonnationalkader) setzt sich gleich sehr deutlich ab, wie ich gesehen hatte, hatte er letztes Jahr einen 3:51 er Schnitt auf den km auf der Strecke gelaufen, also kann man ihn ohnehin ziehen lassen.

In einem Feld von etwa 8 Leuten laufen wir hinter ihm her, mir gelingt es im komfortablen Laufbereich zu bleiben, ohne den Anschluss zu verlieren.

In der WZ ziehe ich eine Regenjacke ueber den super funktionierenden Funball Raddress, da es nach wie vor giesst. Aus der WZ heraus geht es erst mal 1,5 km bergab, dann folgt der eigentlich harte Teil des Tages. Die Radstrecke fuehrt ueber den gesamten huegeligen bis bergigen Nordteil der Insel, der heftige Wind blaest einem immer irgendwie gefuehlt ins Gesicht und es regnet wie aus Kuebeln immer weiter. Mein Leihrennrad, ein gutes Trek, hat leider keinen Zeitfahrlenker, was ich heute etwa 120 Mal verfluchen werde. Auf der Radstrecke werde ich zunaechst von einigen Teilnehmern ueberholt, einige ueberhole ich selbst wieder zum Ende der Radstrecke hin, Emmi, Caro und Marie stehen immer wieder irgendwo an der Strecke und feuern an, das macht vor allem auf den letzen 20 voll im sehr kraeftigen Gegenwind gefahrenen km Mut, in den 1,5 km zur "Bergankunft" in der WZ merke ich, dass mein Pace super war, die Beine treten ganz locker im gar nicht mal so niedrigen Gang den Berg rauf. Emmi ruft mir zu ich sei auf Platz 5.

Erneut die 8 km, wie gesagt andersherum, die Beine fuehlen sich, na ja, nicht gut aber ok an, also laufe ich im Rhythmus (so weit man bei dem ewigen auf und ab von Rhythmus reden kann) knapp unter der unkomfortablen Schwelle und siehe da, Platz 4 (der mich bei ca. Km 55 auf dem Rad liegend ueberholt hat) ist auf einem laengeren in Wellen verlaufenden Trail eingefangen und kann nicht mitgehen. Gleiches Tempo weiter, auf einem laengeren geraden Stueck Waldweg bergauf sehe ich etwa 300-400 m vor mir den Dritten. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich noch etwa 25 Min bis zum Ziel habe, also kein Grund zur Hektik, steady on. Dann ploetzlich sehe ich in einem Stueck mit viel Zickzack den Kollegen nah vor mir, auch er kann nicht mehr mitgehen. Etwa 3 km habe ich jetzt noch vor mir, davon die letzten 1,5 na was schon, bergauf. Auch hier zeigen sich die Beine gut gepaced, Tempo kann ich bis ins Ziel halten und komme happy als Dritter an.

Duathlon ist schon Spass (fuer mich etwas ganz Neues, ganz vorne im Feld einen Radsplit zu beginnen), wenn man mal vorher den ersten Wechsel geuebt hat und echt vorsichtig haushaltet, es sind halt immer die Beine die ran muessen. Mein Fazit hier ist, dass die 70.3 und Langdistanzerfahrung mir hier sehr geholfen hat, ferner dass ein Radsplit zwar nicht leichter wird im stroemenden Regen, aber auch gut zu schaffen ist. Crosslaeufe finde ich ohnehin schon gut (habe letzten Donnerstag die ganze Familie dazu gebracht, so ein schoenes abendliches 5 km Crosslauefchenrennen mit zu machen, der Kinderwettkampf war allerdings nur 2,4 km).

Heute habe ich dann bei Sonne (die Wikinger hatten das gestern so bestellt um es schwieriger zu machen) eine 45 km Regenerationsrunde ueber den flachen suedlichen Teil der Insel gedreht und so weit es ging, Steigungen vermieden, nur der Wind, der war in eine Richtung halt immer noch da.