IM 70.3 Luxemburg (13. Juli 2025)
Am Freitag vor dem Wettkampftag reisten wir gut vorbereitet nach Luxemburg – voller Vorfreude und mit dem Gefühl, dass die vielen Wochen der Planung und des Trainings sich nun auszahlen würden. In den Monaten bis zum Start hatten wir immer wieder gemeinsam überlegt und uns ausgemalt, wie der große Tag wohl ablaufen würde: Wer wird wo stehen? Wie fühlt sich der Schwimmstart an? Klappen die Wechsel reibungslos? Schaffe ich die gesamte Strecke? Diese Gedanken begleiteten uns durch viele Trainingseinheiten – oft motivierend und auch mal mit einem leichten Kribbeln im Bauch.
Bei der Startnummernausgabe war die Stimmung gelöst, vor allem die Mädels freuten sich über ihre Ironman-Rucksäcke und Shirts. Am Samstag saßen wir gemeinsam beim briefing und danach checkten wir die Räder ein – und spätestens da wurde uns klar, dass es ernst wird. Während die drei anderen erstaunlich ruhig und entspannt blieben, stieg bei mir die Nervosität merklich.
Der Renntag
Am Sonntag klingelte der Wecker früh. Um 6:45 Uhr waren wir in der Wechselzone, prüften noch einmal die Räder und ich meine Wechselbeutel. Dann kam die Durchsage, dass ein Neoprenanzug erlaubt war – große Erleichterung für Charlotte und mich. Gemeinsam gingen wir zum Schwimmstart, und die Aufregung war bei allen spürbar. Charlotte nahm meine Hand und bat mich, gemeinsam mit ihr in die Mosel zu springen – ein schöner Moment zwischen Mutter und Tochter. Doch kaum waren wir im Wasser, verloren wir uns im Gedränge aus den Augen.
Ich erwischte einen guten Tag im Wasser, kam entspannt heraus – sah aber unterwegs zur Wechselzone niemanden aus der Familie, was mich etwas wunderte. Als ich an Andrews Radplatz vorbeikam und sein Rad weg war, war ich erleichtert – es hatte also alles geklappt mit dem Schwimmen.
Was ich nicht wusste: Charlotte hatte beim Schwimmen eine äußerst harte Zeit. Sie bekam mehrere Tritte ab, wurde an einer Boje unter Wasser gedrückt und ein anderer zog sie am Fuß. Dennoch kämpfte sie sich durch, kam gut aus dem Wasser – aber völlig erschöpft. Kaum an Land, musste sie sich mehrmals übergeben, rannte dennoch in Richtung Wechselzone, fest entschlossen, den Tracker an Andrew zu übergeben. Dabei übergab sie sich weiter, schrie Andrew an, dass sie so etwas nie wieder machen würde, und befahl ihn, aufs Rad zu springen. Die Sanitäter wurden auf Charlotte aufmerksam, auch wegen ihres Diabetiker-Armbands, und baten sie, mit Ihnen ins Sanitäterzelt zu kommen. Dort wurde sehr sie liebevoll betreut – und war damit die Erste beim Ironman 70.3 Luxemburg – nämlich die erste in einem Sanitäterzelt! Nach zehn Minuten aber durfte sie wieder gehen.
Andrew war derweil schon unterwegs auf der Radstrecke – und hatte sichtlich Freude daran. Er genoss die Landschaft und achtete sehr darauf, regelkonform zu fahren. Auf den ersten Kilometern kreuzten sich unsere Wege sogar kurz, bevor sich unsere Strecken wieder trennten.
Während Andrew sich durch die luxemburgischen Weinberge kurbelte, bereitete sich Natalie auf ihren Lauf vor. Dann erschien in der Ironman-App plötzlich bei Andrew der Vermerk „DNF“ (Did Not Finish) – was bei Charlotte und Natalie für große Aufregung sorgte. Sie fragten sogar bei den Wettkampfrichtern nach, ob etwas auf der Radstrecke passiert sein. Wenige Minuten später tauchte Andrew jedoch gut gelaunt mit seinem Rad auf – er war völlig überrascht von der Anzeige. Er übergab Natalie den Tracker, und sie startete ihren Lauf. Der Fehler in der App wurde kurze Zeit später korrigiert.
Ich war zu diesem Zeitpunkt selbst noch auf dem Rad unterwegs. Die Hitze und die Weinberge forderten mich sehr – es war eine landschaftlich schöne, aber anstrengende Strecke. In Gedanken war ich immer wieder bei meinen drei Lieben, in Sorge, ob alles gutgegangen war.
Natalie meisterte ihren Lauf ganz souverän, obwohl sie wegen beidseitiger Ohrenentzündung nur wenig trainieren konnte. Sie lief mit gutem Tempo, ließ sich von der Stimmung an der Strecke tragen und genoss die Atmosphäre. Als ich schließlich auf die Laufstrecke durfte, war Natalie schon auf ihrer letzten Runde. Wir begegneten uns noch zweimal und konnten uns abklatschen – ein ganz besonderer Moment für uns beide.
Kurz darauf lief sie gemeinsam mit Charlotte und Andrew in den Zielkanal ein – ein emotionaler Moment, bei dem alle drei vom Publikum gefeiert wurden. Ich war zu dem Zeitpunkt noch mitten auf der Strecke, aber mit dem Wissen, dass die drei es geschafft hatten, konnte ich noch einmal Kraft sammeln. Meine Familie zeigte mir stolz ihre Medaillen, stand am Rand und feuerte mich an – das hat mir unheimlich geholfen.
Auf meiner zweiten Laufrunde passierte dann etwas, das mich kurz aus dem Tritt brachte – und rückblickend zum Schmunzeln ist: Ich lief in meinem Tempo, einigermaßen entspannt, als mich plötzlich ein Mann im schwarzen Triathlonanzug schnitt und dabei sogar leicht zur Seite drängte. Ich dachte nur: Moment mal, den kenn ich doch! Aber was ist denn mit dem los? Völlig hektisch, ohne Rücksicht auf andere, zog er an mir vorbei – ganz anders als der sonst so respektvolle Umgang unter den Teilnehmer*innen.
Und da hörte ich auch schon die Stimme im Zielkanal: „Gordon Ramsay ist im Ziel!“ – Na klar, dachte ich, das erklärt einiges. Trotzdem: Gordon, ein bisschen Rücksicht hätte dir auch nicht geschadet! Ich musste lachen und nahm mir innerlich vor: Diese Szene bekommst du als Nachricht in deine Insta-Story, mein Lieber!
Und dann durfte auch ich abbiegen in den Zielkanal. Dieser Moment, die letzten Meter, der rote Teppich – es war überwältigend. Ich ließ mich feiern, und das schönste war: Charlotte, Andrew und Natalie standen dort und nahmen mich in Empfang. Wir lagen uns in den Armen, stolz, ich erschöpft, aber unendlich glücklich.
Fazit: Ein Erlebnis, das bleibt und unsere Familie kann Triathlon
Es war ein intensives, aufregendes Wochenende. Voller Organisation, Aufregung, unerwarteter Wendungen – aber auch voller Zusammenhalt, gegenseitiger Unterstützung und unvergesslicher Momente. Ich bin unglaublich stolz auf uns als Familie, wie wir das gemeinsam geschafft haben.
Am nächsten Morgen fragte ich beim Frühstück die Mädels, ob sie so etwas noch einmal machen würden. Die Antwort kam von beiden sofort: „Ja!“. Als wir Charlotte erinnerten, dass sie doch am Vortag noch Andrew angeschrien hatte, dass sie nie wieder sowas machen würde, schaute sie nur verwundert und meinte, daran könne sie sich nicht erinnern – und ausserdem überlege sie jetzt, mal bei einem kleinen Volkstriathlon mitzumachen.
Es war ein ganz besonderes Erlebnis, das uns als Familie noch enger zusammengeschweißt hat – und an das wir sicher noch lange zurückdenken werden.